Die internationale Sozialdemokratie trug die Mitverantwortung für über 16 Millionen Tote des Ersten Weltkrieges. Vor allem die deutsche SPD und die Zentralgewerkschaften unterstützten die aggressive Kriegspolitik der Kapitalisten und der Reichsregierung bis ins letzte Kriegsjahr hinein.
Die Sozialdemokraten formierten sich 1919 dreisterweise neu als „Internationaler Gewerkschaftsbund“ (IGB). Sie hatten sich zwar durch ihren „Burgfrieden“ und offene Kollaboration mit den Kapitalisten und Militärs bei einer Vielzahl von Arbeitern ins Abseits geschossen. Dennoch hatten SPD und Zentralgewerkschaften in Deutschland noch immer eine beträchtliche Massenbasis. Sie wollten den Kapitalismus und den Staat nicht abschaffen, sondern die Arbeiterschaft durch verstärkte soziale Maßnahmen und durch das Wahlrecht in das Herrschaftssystem integrieren. Der nachdenklich gestimmte Teil der Arbeiterschaft machte sich auch nach 1918 keine Illusionen darüber, dass dieser nationalistische „Burgfrieden“ fortbestehen würde. Innerhalb der Sozialdemokratie hatte jedes Engagement versagt, das Schlimmste war eingetreten und wütete von 1914 bis 1918. Was könnte die wirksame internationale Alternative gegen Kapitalismus und Krieg sein?
Eine zweite politische Richtung formierte sich auf der Basis der siegreichen Oktoberrevolution in Rußland/Ukraine. Diese marxistisch-leninistischen Bestrebungen manifestierten sich 1919 in der Gründung der „Kommunistischen Internationale“ in Form einer in erster Linie politischen Organisation mit zentraler Führung in Moskau. Sie versuchte zum IGB in internationale Konkurrenz zu treten. Um aber auch an eher gewerkschaftlich ausgerichtete Verbände heranzukommen, wurde im Jahre 1921 die Rote Gewerkschafts-Internationale (RGI) gegründet. Diese sollte sich insbesondere um die noch unentschlossene Arbeiterschaft bemühen und dabei ebenfalls der zentralen Führung der „Kommunistischen Internationale“ unterstehen. Dies galt als klare Kampfansage gegen den internationalen Syndikalismus und Anarchismus.
Die Syndikalisten und Anarchisten sahen darin keine Option. Im Gegenteil kritisierten sie die Kommunisten in ihrem internationalen Bestreben, die eigenen Organisationen unter ihre Fittiche zu bekommen. Wollten sie ihr Profil bewahren – die Kommunisten spielten zu dieser Zeit international kaum eine Rolle – mußten sie zügig zur Gründung eines syndikalistisch-anarchistischen Zusammenschlusses schreiten. Hierfür gab es zu Beginn er 1920er Jahre einige Vorkonferenzen:
Im Dezember 1920 in Berlin,
im Oktober 1921 in Düsseldorf und
im Juli 1922 in Berlin. (2)
Zu den Vorkonferenzen schrieb der anarcho-syndikalistische Chronist Gerhard Aigte:
„Vom 16. bis 20. Dezember 1920 traten in Berlin die Vertreter von 977.000 revolutionär- syndikalistisch gesinnten Arbeitern zusammen. Die Aufgabe der Konferenz bestand darin, eine einheitliche Haltung sämtlicher syndikalistischer Organisationen in der Stellungnahme gegenüber dem einberufenen Kongreß der RGI zu erzielen. [...]
Die revolutionären Syndikalisten Frankreichs und Italiens hatten in ihren Reihen noch Strömungen, die in der Richtung der RGI tendierten. Seit der ersten internationalen syndikalistischen Konferenz vom Dezember 1920 war jedoch ein Zeitraum von anderthalb Jahren verflossen und die Erfahrungen, die die revolutionären Syndikalisten aller Länder in dieser Zeit mit der Sowjetrepublik, die die Syndikalisten und Anarchisten innerhalb Russlands verfolgt und gefangen nahmen und außerhalb sich um deren Gunst bewarb, gemacht hatten, veränderten die Sachlage. Als die Abgesandten Frankreichs und Spaniens vom Kongreß der RGI enttäuscht zurückkehrten, beriefen deren Landesorganisationen eine internationale syndikalistische Konferenz ein, die zuerst für Paris geplant war, später jedoch nach Berlin verlegt wurde.
Das eine große Resultat dieser zweiten internationalen syndikalistischen Konferenz, die vom 16. bis zum 19. Juni 1922 tagte, war das Eintreten für die Gründung einer selbständigen syndikalistischen Internationale, das andere Ergebnis die Annahme einer Prinzipienerklärung, die dem Syndikalismus eine Basis gab, auf der sich in Zukunft eine internationale syndikalistische Bewegung erheben konnte. Die Resolution, in der Thesen über die Grundsätze und die Taktik des revolutionären Syndikalismus aufgestellt wurden, hatte denselben Verfasser, wie die Prinzipienerklärung der FAUD, nämlich Rudolf Rocker. Sie weist, wenn auch nicht im Aufbau, so doch dem Inhalte nach eine vollständige Übereinstimmung mit dieser auf. Der Punkt 9 dieser Erklärung lässt jenen unglücklichen Kompromiß, der auf der ersten internationalen syndikalistischen Konferenz über die Auslegung der „Diktatur des Proletariats“ gefasst worden war, fallen. In ihm wird jede organisierte Gewalt in der Hand irgendeiner revolutionären Regierung verworfen. Wenn die Syndikalisten auch nicht verkennen, dass sich die soziale Revolution nicht reibungslos abspielen wird, so anerkennen sie doch die Gewalt nur als Verteidigungsmittel und nur in der Hand der Wirtschaftsverbände, also des Volkes selbst und seiner Organisation.
Um die Gründung einer syndikalistischen Internationale vorzubereiten, wurde ein provisorisches Büro eingesetzt, das beauftragt wurde, noch in demselben Jahre einen Weltkongreß der revolutionären syndikalistischen Landesorganisationen einzuberufen. Zum Sekretär dieses Büros, das sich aus Vertretern mehrerer Länder zusammensetzte, wurde Rocker gewählt, als Sitz des Büros Deutschland bestimmt.
Die Bedeutung dieser zweiten internationalen Konferenz liegt darin, dass nach dem Scheitern der Zusammenfassung aller revolutionärer Arbeiterbewegungen (es ihr überhaupt) gelang, die revolutionär-syndikalistischen Kräfte der Welt zusammenzurufen und auf eine internationale Vereinigung vorzubereiten. Damit konnte neben dem bisher einzigen Zentrum der revolutionären Arbeiterbewegung der Welt, das in Russland lag, ein zweiter selbständiger Mittelpunkt revolutionärer Bestrebungen als geschaffen gelten, in welchem sich abseits von Moskau alle revolutionär gesinnten Arbeiter unter Wahrung ihrer Selbständigkeit im Zeichen der direkten Aktion zusammenfinden sollten.
Das provisorische Büro berief gemäß seinem Auftrage für die Tage vom 25. bis zum 30. Dezember 1922 den ersten internationalen Kongreß der revolutionären Syndikalisten nach Berlin ein.
Durch die Ansetzung dieses Kongresses war für die RGI die Gefahr, die syndikalistischen Organisationen zu verlieren, sehr nahe gerückt. Um den Forderungen der Syndikalisten nach der Unabhängigkeit der RGI gerecht zu werden, erklärte sich diese bereit, den § 11 ihrer Satzungen zu streichen, der die Bindung der RGI an die dritte Internationale herstellte. Aber auch dieses Entgegenkommen Moskaus befriedigte die Syndikalisten nicht mehr; sie brachten der RGI das größte Misstrauen entgegen und führten in ihren Reden auf dem Kongreß eine sehr scharfe Sprache gegen diese. Der Gedanke an eine Einigung der revolutionären Arbeiterbewegung unter dem Schilde Moskaus war bei der auf dem Kongreß herrschenden Stimmung unmöglich und führte zu einem vollständigen Bruche mit der RGI.
Da also der Anschluß an Moskau nicht mehr in Betracht gezogen werden konnte, war der Boden für die Gründung einer syndikalistischen Internationale denkbar günstig. Ein die derartige Zusammenfassung der revolutionären syndikalistischen Kräfte fordernder Antrag der argentinischen, dänischen, deutschen, italienischen, norwegischen und schwedischen Delegierten wurde einstimmig angenommen. Zur Bezeichnung dieser Vereinigung wurde der Name der ersten Internationale übernommen: Internationale Arbeiter-Assoziation.“ (3)
Die zentralen inhaltlichen Elemente lagen im Kampf gegen
Ziel sollte stattdessen sein
wie es vom weltweit geschätzten russischen Anarchisten Peter Kropotkin als Kommunistischer Anarchismus erdacht wurde. Die Prinzipien, die Rudolf Rocker für die IAA ausarbeitete, wurden von den Delegierten angenommen. In diesem Sinne verstand sie sich als Fortsetzung der 1864 gegründeten „Ersten Internationale“, die nur bis in die 1870er Jahre hinein bestand.
So gründete sich Ende 1922 in Berlin die „Internationale Arbeiter-Assoziation“ (IAA). Und der regionale Einfluß einiger ihrer Ländersektionen war beträchtlich, bzw. bestimmend:
Argentinien: Federacion Obrera Regional Argentina (FORA), 200.000 Mitglieder
Chile: Industrial Workers of the World (IWW), 20.000 Mitglieder
Dänemark: Syndikalistischer Propagandaverband, 600 Mitglieder
Deutschland: Freie Arbeiter Union Deutschlands (FAUD), 120.000 Mitglieder
Holland: National Arbeids Secretariaat (NAS), 22.500 Mitglieder
Italien: Unione Sindacale Italiana (USI), 500.000 Mitglieder
Mexico: Confederacion General de Trabajadores (CGT), 30.000 Mitglieder
Norwegen: Norsk Syndikalistik Federasjon (NSF), 3.000 Mitglieder
Portugal: Confederacao Geral do Trabalho (CGT), 150 000 Mitglieder
Schweden: Sveriges Arbetaren Centralorganisation (SAC), 22.000 Mitglieder
Spanien: Confederacion Nacional del Trabajo (CNT), 1.000.000 Mitglieder
Das Sekretariat der IAA bestand aus den weltweit geachteten Persönlichkeiten: Rudolf Rocker, Augustin Souchy und Alexander Schapiro. Dem international organisierten Kapital sollte die international organisierte Schlagkraft der Arbeiterschaft entgegengestellt werden.
Jede Landesföderation behielt ihr Selbstbestimmungsrecht, da in den verschiedenen Ländern jeweils unterschiedliche ökonomische, politische und kulturelle Verhältnisse walteten. Die IAA-Resolution schränkte lediglich ein: „Die Internationale greift nur dann in die gewerkschaftlichen Fragen eines Landes ein, wenn die angeschlossene Organisation dies erfordert, oder wenn diese von den Richtlinien der Internationale abweicht.“ (4) Rudolf Rocker betonte: „Die Organisation der IAA war ganz auf föderalistischen Grundsätzen aufgebaut, wie dies dem Wesen der syndikalistischen Bewegung entsprach, und sicherte jeder Landesföderation ihr volles Selbstbestimmungsrecht, die einzige Basis, auf der ein gedeihliches Zusammenwirken möglich ist.“ (5)
Gleich 1923 sah sich die IAA gezwungen, sich stärker vor kommunistischer Infiltration zu schützen, so Gerhard Aigte weiter:
„Hatte der erste Kongreß der revolutionären Syndikalisten noch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit revolutionären Arbeiterorganisationen zugestanden, die eine andere Einstellung als die syndikalistischen Zusammenschlüsse hatten, so erkannte die Vollversammlung des Büros der IAA, die vom 2. bis zum 4. Dezember 1923 in Innsbruck abgehalten wurde, dass die Einigung des revolutionären Proletariats nur auf der Grundlage von revolutionären Wirtschaftsorganisationen, wie sie der internationale Syndikalismus repräsentiert, möglich sei. Die in Innsbruck versammelten Syndikalisten waren der Überzeugung, dass es nicht darauf ankomme, alle Arbeiter in ein und derselben Organisation zusammenzupressen, sondern darauf, dass sie durch gemeinschaftliche Interessen, Bestrebungen und Überzeugungen miteinander verbunden seien. Eine solche Einheit sei aber nur dort möglich, wo eine Verwandtschaftlichkeit des Zieles und der Interessen vorhanden ist. In diesem Sinne sei die Einheitsfront zwischen den revolutionären Syndikalisten und der RGI unmöglich, nicht etwa, weil der eine oder der andere Paragraph der Moskauer Statuten dieser Einheit hindernd im Wege stehe, sondern weil die ganzen Satzungen auf Gedankengängen fußen, die den Bestrebungen des Syndikalismus zuwiderliefen.
Indem die Innsbrucker Konferenz nun auch in der Frage der sogenannten ‚proletarischen Einheitsfront‘ eine klare und unzweideutige Stellung eingenommen hatte, hat die IAA einen weiteren Schritt auf dem Wege ihrer natürlichen Entwicklung vorwärts getan.“
Es ging um nichts weiteres als um die komplette Übernahme der Weltwirtschaft in die Hände der Produzierenden, also um Selbstverwaltung. Dazu begründete die IAA 1931 einen internationalen Wirtschaftsrat. Dieser hatte die Aufgaben:
„1. Wissenschaftliches Studium der weltwirtschaftlichen Entwicklung, der Krisen, der Industrialisierung, der Ausbeutungsmethoden des internationalen Kapitalismus und der angeblich sozialistischen Methoden Sowjetrusslands, insbesondere
a) Erfassung der einzelnen Produktionen und des Bedarfs in jedem einzelnen Lande
b) Feststellung der gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit der Länder
c) Feststellung der notwendigen und der unnötigen Ein- und Ausfuhr
d) Organisation des Bank- und Kreditwesens
e) Verschwendung durch kapitalistische Methoden (unnötiger Transport, Reklame, Verderben durch lange Lagerung, direkte Vernichtung wegen mangelnden Absatzes usw.)
f) Verteilung der Produktionskosten (Material, Transport, Arbeitslohn usw.) und des Ertrags (Profit, Steuern, Lohn usw.)
g) Dumpingsystem
h) Die Rationalisierung und ihre Folgen
i) Krisenursachen und Krisenheilung,
Zerstörung der nationalistischen Legenden durch Gegenüberstellung der Versionen in den einzelnen imperialistischen Ländern, durch Aufdecken der wahren imperialistischen Ziele der Staaten,
Ausarbeitung von Umrissen einer rationellen sozialistischen Organisation der Weltwirtschaft,
Regelmäßige Veröffentlichungen der Ergebnisse dieser Arbeiten.“ (7)
Die Grundlagen hierfür sollten internationale Studienkommissionen innerhalb der Industrieföderationen gewährleisten. 1926 gründete sich in Lyon die „Internationale syndikalistische Bauarbeiter-Föderation“. (8) In Spanien erreichte die Bauarbeiterföderation knapp 100.000 Mitglieder, davon alleine in Barcelona 24.000, in Sevilla 9.000, in Madrid 7.000 und in Malaga, Saragossa und Valencia jeweils 5.000. Das sind beeindruckende Zahlen und tatsächlich hatte die dortige CNT das Baugewerbe fest in syndikalistischer Hand. In Schweden vereinigte die SAC 15.000 Mitglieder im Baubereich, in Portugal waren es 10.000, in Deutschland 4.000, in den Niederlanden hingegen nur 600. Dieses deutliche Gefälle zeigt auf, dass merkliche Unterschiede betreffs jeglicher Kalkulation vorlagen, zumal im Wesentlichen keine weiteren Sektionen hinzukamen. Als wesentlich für die Stagnation stellte sich heraus, dass ausgerechnet die mitgliederstärksten Sektionen in Spanien und in Portugal wenig Interesse für diesen organisatorischen Überbau aufbrachten und sich wenig daran beteiligten. Der Versuch, international mit den Metallarbeitern eine zweite Industriebranche zu organisieren, gelang nur in den Anfängen und mit noch weniger Landessektionen, ausschließlich aus Zentraleuropa: Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Frankreich. Bezeichnend ist auch hier, dass das Sekretariat wie auch seit 1931 bei den internationalen Bauarbeitern in Deutschland lag, wo der Syndikalismus innerhalb der Arbeiterbewegung eine bescheidene Randexistenz fristete. Zudem entstanden Landarbeiterorganisationen in den vorwiegend agrarisch geprägten Ländern, beispielsweise in Spanien, Portugal und Mexiko.
Das IAA-Sekretariat handelte ausschließlich als eine verwaltende Instanz und kümmerte sich um Kontakte in den einzelnen Sektionen. Es rief zu internationaler Solidarität auf und organisierte hierfür Unterstützungsleistungen sowie Kampagnen bei Arbeitskämpfen und Inhaftierungen. Auch brachte sie mehrsprachige Plakate in Umlauf und gab als Organ seit dem 1. April 1923 in der Regel alle zwei Wochen den fünfsprachigen „IAA-Pressedienst“ heraus, und zwar auf Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Esperanto. Damit hatte die IAA eine eigene Nachrichtenagentur. Der Pressedienst lieferte über ein umfangreiches Korrespondentennetzwerk Material für zahlreiche syndikalistische und anarchistische Periodika. Bis 1939 wurde er in Berlin, Haarlem, Madrid, Amsterdam und Stockholm herausgegeben. (9) Daraus wird nicht nur die Internationalität deutlich, sondern auch die Flexibilität zum Schutz vor den jeweils einsetzenden Diktaturen. Eine zweite Zeitschrift, „Die Internationale“, erschien lediglich von 1924 bis 1926. (10) Neben diesen Publikationen der IAA zählten die Landessektionen insgesamt fünf Tageszeitungen: „La Protesta“ (Argentinien, frei assoziiert mit der FORA), „Solidaridad Obrera“ (Spanien), „A Batalha“ (Portugal) und aus Schweden „Arbetaren“ und „Norrlandsfolket“. Zudem brachten die nationalen Industrieföderationen einzelne Zeitungen heraus: Bauarbeiter, Metallarbeiter, Tischler, Maler, Bäcker, Eisenbahner und viele mehr. Daneben gab es regionale Periodika. Von den etwa 40 Wochenzeitungen aus allen IAA-Sektionen erschienen 1932 etwa ein Viertel allein in Spanien. Auch in Schweden verfügte die SAC 1931 mit 31.000 Mitgliedern durch ihre beiden Tageszeitungen über ein merkliches Gegengewicht zu den sozialdemokratischen Gewerkschaften. „Arbetaren“ erreichte Mitte der 1920er Jahre ein Auflage von 12.000 Exemplaren. Zeitungen der dortigen Industrieföderationen existierten für die Holzindustrie mit 6.000 und für die Bauindustrie mit 4.000 Exemplaren. Die SAC besaß eine eigene, neuwertige Rotationspresse sowie eigene Grundstücke. (11) „Der Syndikalist“ der FAUD in Deutschland erreichte als international anspruchsvolle und von 1918 bis 1932 beständige Wochenzeitung 1920 eine Auflage von 120.000 Exemplaren. (12) Ein in 1.500 Auflage herausgegebenes Theorieorgan der FAUD trug den Titel „Die Internationale“ und erschien von 1927 bis 1932. (13)
Als internationale Wirtschaftsorganisation konnte sich die IAA nicht etablieren. Dies gelang nur durch die Mitgliedssektionen in wenigen Ländern, beispielsweise in Spanien und Portugal. Vielmehr betätigte sie sich als internationale Solidaritätsorganisation, besonders in der Gefangenenhilfe. Große Bekanntheit erlangte der 1926 von der IAA gegründete „Unterstützungsfonds der IAA für gefangene und verbannte Anarchisten und Anarcho-Syndikalisten in Sowjet-Rußland“. Dieser organisierte Freilassungskampagnen, sammelte Unterstützungsgelder und klärte über die bolschewistische Diktatur auf. Das Sekretariat hatten Alexander Berkman und Mark Mratschny inne, später Milly Witkop-Rocker. Unter dem Druck auch ihres Engagements wurde der von der GPU in Rußland inhaftierte italienische Anarchist Francesco Ghezzi 1931 freigelassen. Andere bekannte Namen waren Simon Radowitzky und Kurt Wilckens, die in argentinischen Gefängnissen einsaßen. Auch Radowitzky genoss seine Freilassung 1930 infolge des Drucks der Anarcho-Syndikalisten. Im Zentrum eines größeren öffentlichen Interesses standen sicherlich die Aktivitäten für die Freilassung der in den USA inhaftierten Anarchisten Nicola Sacco und Bartholomeo Vanzetti, die schließlich im August 1927 hingerichtet wurden. Kampagnen gab es zudem für die ebenfalls dort gefangenen Tom Mooney und Warren Billings.
Zwei Projekte möchte ich erwähnen, die beispielhaft für den Charakter der IAA als Hilfsorganisation stehen:
In Paris formierte sich ein Aktionskomitee der IAA, das sich der ausgewanderten/exilierten Arbeiter annahm, darunter Anarcho-Syndikalisten aus Italien, Rußland und Spanien. Die zentrale Aufgabe bestand darin, die stets von Ausweisung bedrohten Arbeiter dazu aufzufordern, in die syndikalistischen Gewerkschaften einzutreten. Es setzte sich international zusammen und gab folgende Zeitungen heraus: „La Voix du Travail“, „Guerra di Classe“ und „Tiempo Nuevo“. Zum 50. Todestag von Michael Bakunin publizierte sie eine Broschüre in 5.000 Exemplaren.
Das zweite Beispiel ist die IAA-Kinderhilfe. Arme Familien konnten ihre Kinder international an Familien verschicken, so aus Deutschland während der Inflation von 1923, die Arbeitslosigkeit, Verelendung und Hunger zur Folge hatte. Die IAA rief dazu auf, die Belastungen in den Familien, die sich beispielsweise in der Unterernährung der Kinder zeigte, zu lindern. Gelder und Sachwerte wurden gesammelt. Die IAA übernahm die Verteilung an die Bedürftigen in Deutschland über ein Hilfskomitee der FAUD. Etwa 20 Kinder aus syndikalistischen Familien fuhren von Berlin nach Oslo, wo sie sich mehrere Monate erholen konnten. In der Rheinpfalz wurde für 150 Kinder aus dem Ruhrgebiet und aus Berlin ein Ferienheim eingerichtet. Sammlungen erfolgten auch für Kinder in Italien, deren Familien unter der Diktatur Mussolinis litten. (14)
Einen Überblick zur weiteren Entwicklung der IAA gab Gerhard Aigte:
Die Aufbauarbeit in der internationalen revolutionären syndikalistischen Bewegung wurde durch die IAA bzw. durch das Büro der IAA mit Erfolg durchgeführt. Schon auf dem zweiten Kongreß der IAA, der am 21. bis zum 27. März 1925 in Amsterdam abgehalten wurde, konnte festgestellt werden, dass die revolutionären Syndikalisten aller Länder, mit der einzigen Ausnahme von Frankreich, in der IAA vereinigt waren. Die IAA hatte sich einen Platz in der internationalen Arbeiterbewegung erobert, den sie nunmehr gegen alle Angriffe der Gegner zu behaupten vermochte. Ihre Tätigkeit in den zwei Jahren ihrer Existenz war erfüllt von Kämpfen gegen alle Art Widerstände, die sie aber mit Erfolg überstand, so dass die Stellung der IAA für dauernd gesichert angesehen werden konnte.
Nachdem es der RGI nicht gelungen war, die syndikalistischen Organisationen für sich zu gewinnen, suchte sie die Einheitsfront des Proletariats nach einer anderen Seite hin zu erweitern, indem sie sich an die Amsterdamer Gewerkschafts-Internationale mit dem Vorschlage der Vereinigung wandte. Bei dieser Lage der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung gewann der erste Punkt der Tagesordnung auf dem zweiten Kongress der IAA, der ‚Die Stellung der IAA zu den verschiedenen Richtungen innerhalb der Arbeiterbewegung‘ behandelte, an Wichtigkeit. Das Ergebnis der sich über dieses Thema ausbreitenden Diskussion war die einmütige Ablehnung der Teilnahme an allen Einigungsverhandlungen, die den Zweck verfolgten, die wirtschaftlichen Organisationen irgendwelchen Parteien unterzuordnen. Dieser Standpunkt wird begründet durch die Auffassung des Syndikalismus, dass es falsch sei, die Partei, deren Ziel es ist, die politische Macht zu erstreben, mit den Ideengruppen, die außerhalb jedes staatlichen und autoritären Prinzips für die soziale Umwandlung tätig sind, auf ein und dieselbe Stufe zu stellen. Da der Syndikalismus sich allein für die Durchführung des revolutionären Kampfes auf wirtschaftlicher Basis erklärt und in der wirtschaftlichen Organisation die einzige und natürliche Form sieht, die imstande ist, wirtschaftliche Errungenschaften in der Gegenwart zu erkämpfen und die Reorganisation des wirtschaftlichen und sozialen Lebens auf der Grundlage des freiheitlichen Kommunismus in der Zukunft zu gestalten, verlieren die politischen Parteien, deren Tätigkeit sich nur auf die Eroberung der politischen Macht beschränkt, die nach der Auffassung der Syndikalisten nicht das wichtigste Ziel des revolutionären Kampfes ist, an Bedeutung. Deshalb ist eine Einigung, die die wirtschaftlichen Organisationen des Syndikalismus den politischen Parteien unterordnet, schädlich, da sie die Arbeitersyndikate ihren eigentlichen Aufgaben und Zielen entfremden muß.
[...]
Der nächste Kongreß der IAA, der ordnungsgemäß im Jahre 1927 in Lissabon fällig gewesen wäre, musste um ein Jahr verschoben werden, da inzwischen in Portugal eine Revolution zum Ausbruch kam. Die im Anschluß an diesen Aufstand die Macht ergreifende Militärdiktatur verhinderte die Abhaltung eines internationalen syndikalistischen Kongresses. Schließlich gelang es, in Lüttich (Belgien) im Gewerkschaftshause einen Ort ausfindig zu machen, nach dem für die Tage vom 27. bis 30. Mai 1928 der dritte internationale Kongreß der IAA einberufen werden konnte.
Den wichtigsten Punkt dieser Tagung bildete die Aussprache über die Stellung der revolutionären Arbeiterschaft zur Rationalisierung der Wirtschaft. Die Syndikalisten stellten sich ihr feindlich gegenüber. Sie sahen in ihr nur ein unmittelbares Ergebnis einer neuen Entwicklungsphase des kapitalistischen Systems, die in der Ablösung des alten Privatkapitalismus durch den modernen Kollektivkapitalismus zum Ausdruck komme. Überdies habe die Rationalisierung nur dem Kapitalismus selbst Nutzen gebracht, den breiten Massen der Arbeiterschaft dagegen nur verstärkte industrielle Versklavung. Auch deren Folgeerscheinungen: Mechanisierung der Arbeit, Wertung des Geistes, Senkung der Löhne und vermehrte Massenarbeitslosigkeit, veranlasste die Syndikalisten zur Ablehnung der Rationalisierung.
Aus der sich anschließenden Besprechung über die Lage der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern konnte man ersehen, dass der internationale Syndikalismus sich in einer schweren Krisis befindet, deren Ursachen in verlorengegangenen Revolutionen und den darauf einsetzenden und noch bestehenden Perioden der Reaktion zu suchen ist. Immerhin hat sich die Zahl der der IAA angeschlossenen Landesorganisationen nicht verringert. Im Mai 1928 sind folgende Länder und Landesorganisationen der IAA angeschlossen:
Argentinien: Federacion Obrera Regional Argentina (FORA)
Belgien: Syndicatefederaliste des Mecaniciens, Syndicats Travailleurs du Batiment et Ameublement et du Bois.
Bolivien : Centro Obrero Libertario.
Brasilien: Federacao Regional Operaria Brasiliera (FORB).
Chile: Industrial Worker of the World (IWW).
Columbia: Sindicato Libertario do Ststres.
Deutschland: [Freie Arbeiter-Union Deutschlands] FAUD
Ecuador: Grupo Solidaridad de Propaganda y Organizacion Obrer.
Frankreich: [Confederation Generale du Travail Syndicaliste Revolutionnaire] CGTSR
Guatemala: Comite pro Accion Sindical.
Holland: Nederlandsch Syndicalistisch Vakverbond (NSV).
Italien: Unione Syndicale Italiana (z.Z. aufgelöst).
Mexiko: Confederacion General de los Trabajadores (CGT).
Norwegen: Norsk Syndikalistisk Federation.
Paraguay: Centre Obrero Regional des Paraguay.
Portugal: Confederacao Geral do Trabelho (z.Z. aufgelöst).
Schweden: Sverges Arbetares Centralorganisation (SAC).
Uruguay: Federacion Obrera Regional Uruguay.
Im Oktober 1929 konnte die IAA einen Bestand von 222.800 Mitgliedern aufweisen.“ (15)
Bis 1930 kamen Mitgliedssektionen dazu aus: Bulgarien, Costa Rica, Japan, Österreich, Peru, Polen und Rumänien. Rudolf Rocker stellte fest, dass damit der Vormarsch der moskautreuen Kommunisten gestoppt werden konnte. (16) 1929 gründete sich als Teil der IAA die „Kontinental-Amerikanische Arbeiter-Assoziation“. (17)
Der Faschismus war in den 1920er Jahren international auf dem Vormarsch. Dementsprechend richteten sich die Augen auf Länder wie Italien, Ungarn oder Portugal. Diktaturen etablierten sich auch in Bulgarien (18) und in Südamerika, zwischenzeitlich auch in Spanien. So wurde die Luft dünn, der IAA fehlten zunehmend starke Sektionen. Als der Faschismus auch in Deutschland 1933 die Macht erlangte, blieb neben der CNT in Spanien nur die SAC in Schweden konstant. (19) Spanien sollte spätestens 1939 für Jahrzehnte in die faschistische Finsternis folgen, nicht ohne dass dort 1936/37 von Anarcho-Syndikalisten das verwirklicht wurde, was die IAA weltweit anstrebte: eine umfassende soziale Revolution. (20)
Damit wurde der internationale Anarcho-Syndikalismus von faschistischen wie auch von bolschewistischen Diktaturen unterdrückt und der Auflösung preisgegeben. Doch vollzog sich diese sehr langsam. Die IAA geriet in Agonie. Schon ein Jahr nach ihrer Gründung mußte die „Kontinental-Amerikanische Arbeiter-Assoziation“ ihren Sitz wegen der Diktatur in Argentinien nach Montevideo verlegen. Zudem kam es zu eklatanten Meinungsverschiedenheiten mit der französischen IAA-Sektion, woraufhin letztere aus Protest den IV. IAA-Kongreß (1931 in Madrid) verließ. (21) Die Bewegung stagnierte in vielen Ländern oder wurde zerschlagen. Zwar wurde der Hitlerfaschismus und damit die Besatzung in vielen europäischen Ländern besiegt. In Osteuropa jedoch etablierten sich bolschewistische Diktaturen, die die syndikalistischen Bewegungen zerschlugen. (22) Somit stand der erste Nachkriegskongress der IAA in Toulouse 1951 vor den Fragen der Reorganisation. Die Hoffnungen, dass mit dem Fall Hitlers auch die Diktatur Francos in Spanien ihr Ende finden würde, erfüllten sich nicht.
„Die spanische Frage und die Haltung und Möglichkeiten der IAA hierzu wurden unter den Delegierten und Mandaten aus Argentinien, Frankreich, England, Italien, den Niederlanden, Schweden, Deutschland, Kuba, Portugal, Dänemark, Norwegen, Österreich, Chile, Uruguay und Bulgarien als die bedeutendsten Punkte auf der Tagesordnung angesehen. Funktionsfähige syndikalistische Gewerkschaften existierten nur noch in Schweden – wo seit 1939 auch das IAA-Sekretariat beheimatet war – Frankreich, Uruguay, Chile, Argentinien und in Spanien, wobei letztere sich illegal organisieren mussten, genauso wie die bulgarischen Syndikalisten unter der staatskommunistischen Herrschaft. Nach dem Sturz Mussolinis wurde die italienische USI erst im Jahre 1950 wiedergegründet, konnte aber nicht an ihre Erfolge um 1920 anschließen, als sie eine halbe Million Mitglieder vereinte. Die portugiesische CGT, die in den 1920er Jahren den Hauptteil der Arbeiterschaft organisatorisch erfasste, wurde von der Diktatur Salazars seit 1926 nachhaltig niedergeschlagen. In Österreich, England, Dänemark, Deutschland und Norwegen bestanden lediglich Propagandagruppen.
In Spanien seien 'immer noch […] über die Hälfte der spanischen Arbeiter und Bauern anarchistisch eingestellt und in den illegalen syndikalistischen Gewerkschaften organisiert' gewesen. (24) Abel Paz spricht in seinen Erinnerungen von 30.000 Organisierten (1946) alleine in Barcelona. (25) Jedoch war die CNT seit 1945 offen gespalten. Anlass war die Auseinandersetzung um ihre Regierungsbeteiligung während des Krieges. Die damalige politische Situation – und speziell ihre Regierungsbeteiligung der Jahre 1936/37 – zwang die CNT dazu, auf dem IAA-Kongreß 1938 einen Antrag zu stellen, wonach es jeder IAA-Sektion gestattet sei, ihre Taktik 'in Übereinstimmung mit den sozialen und revolutionären Gegebenheiten des Landes' frei zu handhaben. (26) Die Annahme dieses Antrages ermöglichte es der CNT, mit dem in den IAA-Statuten verankerten Prinzip zu brechen, sich nicht an politischen Vertretungsinstanzen zu beteiligen. Dieser Beschluss, aus pragmatischen Gründen mit den eigenen Prinzipien brechen zu können, kann als kurzsichtig und improvisiert beurteilt werden, weil lediglich sieben Jahre zuvor auf dem 4. IAA-Kongreß 1931 'auf Wunsch der CNT […] und speziell für ihre Bedürfnisse zugeschnitten' folgendes beschlossen wurde: 'Propagiert ein Mitglied einer an die IAA angeschlossenen Organisation in Wort und Schrift die Idee, die sich zu den Grundsätzen der IAA, d.h. zu antistaatlichem und antikapitalistischem Geiste, der sie charakterisiert, im Widerspruch befinden, dann verliert es automatisch das Recht, irgendwie eine Funktion in den Gewerkschaften zu vertreten.' (27) Es läßt sich feststellen, dass die weltpolitische Wirklichkeit die IAA zwang, sprunghafte Konzessionen einzugehen und ihre eigenen Prinzipien in hohem Maße aufzuweichen. Diese Schieflage gerade zu rücken, war Aufgabe der Kongresse nach dem Krieg.
Dem zehntägigen 7. IAA-Kongreß 1951 in Toulouse gelang es nicht, eine Einigung in die Wege zu leiten. Ebenso unbefriedigend zeigte sich die Ausrichtung der IAA. Es wurde betont: 'Es gibt keine Taktik für alle Länder und für alle Zeiten'. Gestaltete es sich schon als mühselig, diese Diskrepanz zwischen den alten Prinzipien und der Neuausrichtung im Sinne einer bloßen Fortexistenz der IAA zu kaschieren, so machte die Situation in Spanien dieser Möglichkeit einen Strich durch die Rechnung. Während die CNT im Inland den Kurs der Zusammenarbeit mit der spanischen Exilregierung in Mexiko unter dem Ministerpräsidenten José Giral Pereira verfolgte, sah die sich in Frankreich konstituierende 'Exil'-CNT (etwa 30.000 Mitglieder) auf ihrem Pariser Kongreß 1945 genau dies als Fehler an, der sich – in Anbetracht, der Regierungsbeteiligung der CNT 1936 – nicht wiederholen dürfe. Daher forderte sie generell die Streichung des 1938 gefassten Toleranzbeschlusses. Zwar wurde der Passus aufgehoben, die Abstimmung war jedoch geprägt von Enthaltungen, was die allgemeine Unentschlossenheit in dieser Frage offenbarte. Die Inlands-CNT nahm nicht daran teil. Auch künftig müsse sich das Statut an der Realität messen lassen, denn, so ein Bericht: Es sei kaum anzunehmen, 'dass syndikalistische Organisationen in einer revolutionären Situation in den Statuten der Internationalen Arbeiter-Assoziation nachsehen werden, wie sie handeln sollen.' (28) Aufgrund der Komplexität in der Problemlage war die stark fragmentierte IAA sichtlich damit überfordert, weiter einheitlich zu verfahren. Die Disharmonien verstärkten sich dadurch, dass die Inlands-CNT ihren Kurs nicht mit der CNT im Exil absprach. Der Beschluss, zur spanischen republikanischen Exilregierung zwei Delegierte zu entsenden, löste bei den syndikalistischen Emigranten Entrüstung aus. (29) Die Exilregierung bemühte sich erfolglos um Anerkennung bei den Vereinten Nationen, woraufhin die Inlands-CNT ihren Kurs änderte und sich fortan gegen eine Beteiligung an der Exilregierung aussprach. In den spanischen Gefängnissen saßen zahlreiche Syndikalisten, die weiterhin auf der Grundlage der CNT-Beschlüsse von 1936 verharrten und an den Entscheidungen der CNT im Exil nicht teilnehmen konnten, geschweige denn in Kenntnis gesetzt wurden. Sie erhofften sich nach Beendigung des Weltkrieges durch weitere Regierungsbeteiligungen im besten Falle Amnestien und einen Neuaufbau der Gesellschaft, bei dem die CNT eine starke Rolle einnehmen könne. Hinzu kam die abweichende Haltung zum bewaffneten Widerstand gegen das Franco-Regime. Verfahrenstechnisch stellten sich aufgrund der illegalen Beteiligung der Inlands-CNT Probleme in der Frage ein, welche Delegation zum IAA-Kongess mit welchen Mandaten versehen sei. Damit waren die Bemühungen zur Einigung in der Spanischen Frage gescheitert. (30)
Am 8. IAA-Kongreß in Puteaux (1953) beteiligten sich Delegationen aus Argentinien, Uruguay, Schweden, Frankreich, Italien – aus Ländern, in denen die syndikalistischen Gewerkschaften weitgehend funktionstüchtig blieben – zudem aus Chile, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, Österreich und Großbritannien, wo die Syndikalisten lediglich als Propagandisten auftraten. Die Fronten in der Diskussion hatten sich zudem dahingehend verkompliziert, dass der Kongreß es parallel zur Exil-CNT nunmehr mit zwei Inlands-CNT zu tun hatte. Diese nahmen jeweils unterschiedliche Richtungen in dieser spanischen Streitfrage ein, denn eine orthodoxe Sektion gründete sich im Jahre 1949 als oppositionelles Nationalkomitee, das einen 'reinen, kompromisslosen Anarchosyndikalismus wiederherstellen' wollte. Der 8. Kongreß der IAA erkannte schließlich nur die Exil-CNT als Mitglied an, womit die CNT im Inland als ausgeschlossen galt, weil laut Statuten pro Land nur eine IAA-Sektion erlaubt war. (31)
Doch nicht nur in der spanischen Frage schieden sich die Geister: Die schwedische SAC zählte etwa 20.000 Mitglieder und hatte während und nach dem Krieg bis 1953 das IAA-Sekretariat inne. Sie legte einen dezidiert ausgearbeiteten reformistischen Kurs vor, den sie mit weitgehender Zustimmung der Sektionen aus Deutschland und den Niederlanden analog zu ihrer neuen Prinzipienerklärung von 1952 offensiv vertrat. Dieses von Rudolf Rocker verfasste und von Helmut Rüdiger gestützte revisionistische Programm trug deutlich sozialdemokratische Züge. Dessen pragmatische Ausrichtung wurde im Sinne von 'Föderalismus, neue[n] Formen der Mitbestimmung und Eroberung wirklicher sozialer und ökonomischer Verantwortung' definiert. (32) Unter den Bedingungen des Wohlfahrtsstaates nahm der Syndikalismus in diesen Ländern einen starken liberalen Charakter an. Führende Größen des internationalen Syndikalismus wie Helmut Rüdiger, Diego Abad de Santillan, Augustin Souchy, Albert de Jong oder auch Rudolf Rocker setzten sich dafür ein. Statt des Prinzips des Klassenkampfes sei auf Integration und Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen Wert zu legen. Die revisionistische Inlands-CNT bemerkte, ganz dem liberalen Kurs entsprechend, dass das 'Eintreten für spezifisch syndikalistische Ziele demokratische Zusammenarbeit mit anderen Sektoren' voraussetze: 'Der Gedanke an eine plötzliche, kompromisslose, völlig konsequente Verwirklichung der eigenen Ideen und programmatischen Forderungen erscheint den kämpfenden spanischen Syndikalisten als eine Form der totalitären Entartung, die für unsere Zeit charakteristisch ist.' (33) Entgegen dieses neuen Trends beschloss der 8. IAA-Kongreß, die alten IAA-Statuten aus dem Jahre 1923 abermals zu ratifizieren. Das IAA-Sekretariat wechselte konsequenterweise von Schweden nach Frankreich, ins Lager der an den alten Prinzipien festhaltenden Syndikalisten. (34)
Die IAA hatte sich in ihren prinzipiellen und strategischen Anschauungen überlebt. Sie zerfaserte in vier Teile:
Auf den Kongressen in Toulouse und in Puteaux wurden die Weichen gestellt, die bis heute die syndikalistischen Organisationen innerhalb wie auch außerhalb der IAA in ihren grundlegenden Fragen betreffen.
Im Vergleich zur Vorkriegs-IAA bemerkte Rudolf Rocker nach den Worten Helmut Rüdigers: '1923 […] handelte es sich darum, wirklich existierende große Organisationen zusammenzufassen und ihnen im soziale Kampfe programmatische Richtlinien zu geben. Die IAA hat ihre Aufgabe, so gut es ging, erfüllt. Die Zeiten haben sich geändert. Solange man Organisationen zur Verfügung hatte, konnte es einen Sinn haben, auf internationalen Kongressen ihre Arbeitsweise zu diskutieren. Aber mit Hilfe internationaler Kongresse wird man keine neuen Organisationen schaffen können. Worauf es ankommt, ist heute, in freiheitlich-sozialistischem Geiste zu den neuen Problemen einer völlig veränderten Zeit Stellung zu nehmen.' (35)
Da die SAC sich, um einem Mitgliederverfall zuvorzukommen, sich ihrem revisionistischen Programm gemäß dem staatlichen Arbeitslosensystem anpasste, verstieß sie gegen die IAA-Prinzipien. 1956 stoppte sie ihre Zahlungen an die IAA, wurde 1958 vom IAA-Kongreß nicht mehr als Mitglied angesehen und beschloss 1959 selber den Austritt aus der IAA. (36) Auch die deutsche 'Föderation freiheitlicher Sozialisten' (FFS) trat nach kurzer Mitgliedschaft bereits 1952 wieder aus, da die IAA als nicht mehr zeitgemäß betrachtet wurde. (37) Albert de Jong brachte seine Meinung über das Befinden der IAA 1956 gegenüber Rudolf Rocker auf den Punkt: 'Mit der IAA geht es schlecht. Das Sekretariat, die Franzosen und angeschlossenen Spanier betreiben einen Fanatismus, den man von Bolschewisten und anderen Religiösen, aber nicht von Anarchisten erwarten würde, Ich glaube, die IAA wird auf dem nächsten Kongreß zu Grunde gehen.' (38)
Auch der im gleichen Jahr stattfindende 9. IAA-Kongreß in Marseille konnte ihn nicht umstimmen: 'Der Kongress war m. E. dumm und fanatisch. Ich habe dort oft an Dich (Rudolf Rocker) gedacht. Man schwörte auf Deine Prinzipienerklärung 1923 und machte davon ein Kirchendogma. Traurig. Ich weiß, dass, obwohl Du älter bist als wir alle, dies dir gar nicht liegt, dass Du den anarchistischen Geist der ewigen Kritik besitzt, der fortwährenden Prüfung von dem, was man einmal als wahr angenommen hat. Die hundertprozent Prinzipiellen, die die ewige Wahrheit gefunden zu haben glauben, sind gar keine Anarchisten, sondern religiöse Kirchengeister. Schade!' (39)
[...]
Spanien nach 1975
Wenngleich die syndikalistische Arbeiterbewegung besonders in Katalonien auch unter der Diktatur Francos im Untergrund weiter bestand und nach Angaben des Historikers Abel Paz in den 1960er Jahren auch im Untergrund über eine ansehnliche Basis verfügte, hinterließen knapp 40 Jahre Diktatur folgenreiche Spuren. Die kommunistische Partei arrangierte sich mit dem Franco-Regime und ihre Gewerkschaften, die 'Comisiones Obreras' (CCOO), wurden legalisiert. Daher blieben letztere auch nach dem Tode Francos im Jahre 1975 diejenigen, die neben der traditionellen sozialdemokratischen 'Unión General de Trabajadores' (UGT) die Arbeiterklasse offiziell repräsentierten und somit erste Ansprechpartner für organisierungswillige Arbeiter. Die CNT gründete sich offiziell im Dezember 1977 erneut. Zu ihren ersten öffentlichen Kundgebungen kamen mehrere 100.000 Menschen. Es machte den Anschein, als sei die Bewegung wieder auferstanden und könne mit frischem Schwung an die Arbeit gehen. Doch nahm die CNT nicht nur diesen Elan mit in die kommenden Jahre, sondern ebenso jene Konflikte aus den 1930er Jahren, die aufgrund der revolutionären Situation entweder lediglich überdeckt wurden oder erst recht eskalierten. Dieses waren die Streitfragen, die insbesondere die Zusammenarbeit mit gesetzlichen Institutionen bzw. mit dem Staat an sich betrafen, die im Dualismus zwischen Reform und Revolution begründet lagen. 1979 gab es die erste Spaltung zwischen dem syndikalistischen und dem anarchistischen Flügel der CNT. Der erste organisierte sich schließlich mit einem syndikalistischen Programm eigenständig als 'Autonome Arbeiter Gewerkschaften‘ (SAT). (40) Die in der CNT dennoch verbliebenen syndikalistisch orientierten Arbeiter sahen ihre Chance, sich neben den dominanten CCOO in den Betrieben reorganisieren und etablieren zu können, darin, an den gesetzlichen Betriebsräten zu partizipieren, über diese ihren Einfluss zu vergrößern bzw. zu sichern. Durch den praktischen Einsatz für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wollten sie ihre Präsenz als Arbeitervertretung stärken. Sie wird gekennzeichnet als 'CNT-Renovado' ('Die ‚erneuerte CNT'). Diese Spaltung war entscheidend für die Destabilisierung der CNT. Es kam vor, dass ein Teil der CNT im Betrieb zu Betriebsratswahlen aufrief, während der andere prinzipientreue Teil dazu aufrief, diese zu boykottieren. Sie spekulierten auf den Verfall der kommunistischen Partei und damit der CCOO, dessen Mitglieder sie anstelle der UGT auffangen wollten. 1980 separierte sich auch die CNT-Renovado. Aus ihr ging die später tatsächlich drittstärkste Gewerkschaft 'Confederación General del Trabajo' (CGT) hervor, die bis zur Jahrtausendwende auf etwa 60.000 Mitglieder anwuchs.Ihren Namen änderte sie im Jahre 1989 jedoch keineswegs freiwillig. Der Streit und den Namen CNT sowie das Erbe und Vermögen der Bewegung eskalierte so heftig, dass er schließlich gerichtlich vor dem 'Tribunal Supremo' ausgetragen wurde. Dabei ging es um die rechtliche Nachfolge der historischen CNT und um unter Franco enteignete Immobilien, die zurückgefordert wurden – nach Schätzungen der CNT im Gesamtwert von etwa 90 Millionen Euro. Die CGT agierte nun offen reformistisch, beteiligte sich an Betriebsratswahlen, liebäugelte mit Tarifverträgen und führte für syndikalistische Verhältnisse eine hohe Anzahl bezahlter Funktionäre ein. (41) Sie professionalisierte sich zusehends, ohne jedoch das Label Anarcho-Syndikalismus aufzugeben. Übrig blieb eine in sich gekehrte und dogmatische Rest-CNT, in der sich die entsprechend orientierten Mitglieder scharten, ohne größere Anbindung in den Betrieben, als Ideenorganisation mit nur wenigen Tausend Mitgliedern, etwa einem Zehntel der Stärke der CGT. Die Rivalität zwischen der CNT, die sich in der Folgezeit noch weitere Male spalten sollte, und der CGT dauerte weitere Jahrzehnte lang an, schließlich ging es im Streit noch um das Erbe der historischen Archivbestände, die im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam lagern.
Folgende Kongresse der historischen IAA fanden statt:
I. Kongreß: Gründungskongress Jahreswende 1922/23 in Berlin
II. Kongreß: März 1925 im Amsterdam
III. Kongreß: Mai 1928 in Lüttich
IV Kongreß: Juni 1931 in Madrid
V. Kongreß: August 1935 in Paris
VI. Kongreß August 1938 in Paris
VII. Kongreß: Mai 1951 in Toulouse
VIII. Kongreß: Juli 1953 in Puteaux
IX. Kongreß: Juli 1956 in Marseille
X. Kongreß: August 1958 in Toulouse“ (42)
Zeitlich fiel die Gründung der IAA genau in die Hochphase proletarischer Befreiungskämpfe, welche wir für Europa etwa zwischen den Jahren 1917 (Oktoberrevolution/Weltkriegsende) und 1939 (Ende des militärischen Klassenkampfes in Spanien als letzten einsamen Ausläufer) datieren können. Dazwischen erfolgte die Transformation kapitalistischer Herrschaft in faschistische Formen in Italien (1922), Spanien (1923-1930) und Deutschland (1923/33). Genau in diesen Ländern befanden sich jedoch die bedeutendsten IAA-Sektionen Europas, sowohl was die Mitgliedszahlen als auch das organisatorische Fundament anging. Mit der Machtübernahme der Nazifaschisten in Deutschland 1933 und des daraufhin zwangsweise erfolgten Wechsel des IAA-Sekretariats nach Holland hatte die IAA ihre praktische Wirkung weitestgehend eingebüßt. In der Sowjetunion wurden syndikalistische/sozialrevolutionäre Bestrebungen mit der Liquidierung Kronstadts (1921) und der Niederschlagung der Machno-Bewegung (1922) endgültig unterbunden. Als dann das spanische Stadt- und Landproletariat auf allen Ebenen in der Revolution von 1936 die Ziele der IAA zu verwirklichen suchte, befand es sich auf internationaler Bühne bereits in einer nahezu vollständig isolierten Situation. Rückblickend betrachtet lag die einmalige historische Chance des internationalen Proletariats, sich selber zu befreien, etwa in den Jahren 1917 bis 1923. Und exakt in diesem Zeitraum bewegte die Vorbereitung und Konstituierung der IAA, weshalb sie als eine historisch zeitgemäße und bedeutsame internationale Organisation angesehen werden kann.
Die Geschichte der zahlenmäßig längst nicht mehr nennenswerten IAA wurde so seit den 1970er Jahren zu einer Geschichte der innerorganisatorischen Spaltungen, gerade in den noch stärksten Sektionen, wie Spanien, Italien oder Frankreich. Das Endstadium scheint erreicht mit der dogmatischen Einkapselung durch eine „reine Lehre“ und mit der Herausbildung einer (informellen) Führungsstruktur mit zahlreichen Satellitensektionen in anderen Ländern, welche den Anspruch tatsächlich gewerkschaftlich/syndikalistisch tätiger Vereinigungen nicht erfüllen, geschweige denn über die Mitgliedsstärke einer Schulklasse hinauskommen. Symptomatisch für dieses Einigeln sind auch die Austritte, bzw. Ausschlüsse der jeweils größeren Organisationen innerhalb eines Landes, welche der offiziösen IAA-Linie nicht mehr folgen und sich international schon lange auch anderweitig orientieren.
Martin Veith als Kenner des internationalen Anarcho-Syndikalismus schrieb dazu:
„Bis heute hat die IAA nicht wieder zu ihrer einstigen Größe aufschließen können und besteht neben wenigen Landessektionen mit hunderten von Mitgliedern, mehrheitlich aus zahlreichen numerischen Kleinst-Sektionen. Länderübergreifende Aktionen gibt es nur sehr selten, und in den internen und öffentlichen Erklärungen überwiegen ideologische Stellungnahmen, in denen es um die angebliche 'Verteidigung des Anarcho-Syndikalismus' oder den Kampf gegen 'Gegen-Internationalen' geht. Diese hart geführten ideologischen Auseinandersetzungen haben in der Mitte der 1990er Jahre zu einigen Spaltungen innerhalb von IAA-Sektionen geführt und dabei zu einem Klima beigetragen, in welchem eigens kreierte Begriffe, wie die von den 'Feinden der IAA' gegenüber tatsächlichen anarcho-syndikalistischen oder zumindest nahe stehenden GenossInnen zum oft gebrauchten Wortschatz gehören. Aufgrund dieser Entwicklung kommt es bei Interessierten und neu in die anarcho-syndikalistische Bewegung eintretenden Genossinnen und Genossen immer wieder zu Nachfragen wie: 'Warum gibt es zwei CNT´s in Frankreich und zwei USI´s in Italien', oder 'Warum wird die SAC in Schweden so verteufelt?' Auch langjährig aktive Genossinnen und Genossen können bei all den Entwicklungen der IAA in den letzten Jahrzehnten leicht den Überblick verlieren.“ (43)
Und nach gründlicher Erörterung heißt es dort weiter: „Die IAA in ihrem heutigen Zustand (2010) ist kein Werkzeug für die soziale Befreiung und die soziale Revolution. Sie ist ein Hemmschuh, der zudem viel Zeit in Anspruch nimmt und Mitgliedsbeiträge kostet, die beide sinnvoller eingesetzt werden können. Eine positive Veränderung der IAA ist nicht in Sicht. Die Lohnsklaven aller Länder müssen also andere Wege der verbindlichen Zusammenarbeit finden und beschreiten.“ (44)
Die alte IAA hat sich historisch wie organisationstechnisch überlebt. Das Leben wie auch die sozialen Kämpfe gingen größtenteils schon lange neue revolutionäre Wege am starren Organisationsapparat der IAA vorbei.
Wovor auf der anderen Seite die IAA-Dogmatiker schon Jahrzehnte warnten, trat im Jahre 2018 ein. Es gründete sich eine „Parallel-Internationale“. Und es würde zu weit führen, zu ergründen, warum dies erst so spät erfolgte. In Parma schlossen sich am 13. Mai 2018 (anarcho-)syndikalistische Organisationen zur „Internationalen ArbeiterInnen-Konföderation“ (IAK)/ICL (International Confederation of Labour) zusammen, die kurz vorher aus der IAA ausgeschlossen wurden. (45) Dies waren die dort bis dahin stärksten Organisationen:
Die spanische CNT, die noch wenige Jahre zuvor selbst eine rigide, sektierische IAA-Politik betrieb, die italienische USI, die innerhalb der IAA bereits „angezählt“ war sowie die deutsche FAU, deren Kündigung aus der IAA ebenfalls in der Luft lag.
Dazu kamen Organisationen, mit denen zumindest die FAU – trotz Kontaktverbot durch die IAA – schon Jahre zuvor in Austausch standen:
die Industrial Workers of the World (IWW) aus den USA und Kanada,
die Freiheitlich syndikalistische Union (ESE) aus Griechenland,
die Federación Obrera Regional Argentina (FORA) aus Argentinien und
die Inicjatywa Pracownicza (IP) aus Polen.
Zu den Aufgaben der IAK formulierte die FAU:
„Die Gewerkschaftsinternationale hat zum Ziel, die Kämpfe von Arbeiter:innen zu verbinden und die Zusammenarbeit von Betriebsgruppen in den gleichen Branchen und Betrieben über Grenzen hinweg zu ermöglichen. Gemeinsame Workshops und Konferenzen werden Gelegenheiten schaffen, voneinander zu lernen und Arbeitskämpfe zu gewinnen. Der Schwerpunkt soll hierbei zunächst auf den Branchen Gastronomie, Logistik und Bildung liegen. Mit einem gemeinsamen Aktions- und Streiktag am 8. März möchte die IAK zudem feministische Kämpfe in den Mittelpunkt stellen.“ (46)
Perspektivisch ist es vielleicht diese oben angeführte Aussage von Rudolf Rocker/Helmut Rüdiger, die inhaltlich am längsten Bestand haben wird:
„Solange man Organisationen zur Verfügung hatte, konnte es einen Sinn haben, auf internationalen Kongressen ihre Arbeitsweise zu diskutieren. Aber mit Hilfe internationaler Kongresse wird man keine neuen Organisationen schaffen können.“ (47)
Aber vielleicht erwächst regional tatsächlich etwas aus ganz praktischen Notwendigkeiten, formt sich philosophisch aus, orientiert sich föderalistisch und bekommt internationale ökonomische Schlagkraft.
IISG, Rudolf Rocker Papers, Nr. 127
„Die freie Gesellschaft“ – Zeitschrift für die Föderation freiheitlicher Sozialisten
„Die Internationale“ – Theorieorgan der FAUD
„Die Internationale“ – Organ der IAA
„Der Syndikalist“ – Zeitung der FAUD
Aigte, Gerhard: Über die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung Frankreichs und Deutschlands in der Kriegs- und Nachkriegszeit, in: „Die Internationale“, Dezember 1930-August 1931, neu abgedruckt in FAU-Bremen, 2005
Degen, Hans Jürgen: Anarchismus in Deutschland 1945-1960. Die Föderation freiheitlicher
Sozialisten (FFS), Lich 2015
Döhring, Helge: Anarcho-Syndikalismus. Einführung in die Theorie und Geschichte einer internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung, Lich 2017
Döhring, Helge: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933, Moers 2010
Helge Döhring: Die Rolle des Staates in der gesellschaftlichen Konzeption des Anarcho-
Syndikalismus, in: Peter Seyferth: Den Staat zerschlagen! Anarchistische Staatsverständnisse,
Baden Baden 2015
IAA: Resolutionen, angenommen auf dem Internationalen Kongress der Revolutionären
Syndikalisten zu Berlin, vom 25. Dezember 1922 bis 2. Januar 1923, Berlin 1923
IAA-Sekretariat: IV. Weltkongreß der Internationalen Arbeiter-Assoziation Madrid vom 16.- 21 Juni 1931, Berlin 1931
Marx, Franz Josef/Haug, Wolfgang: Bericht zum 6. Kongreß der CNT, in: Schwarzer Faden, Nr. 110/1983
Nakoff, Aleksandar: Knast, Lager, Verbannung. Ein bulgarischer Anarchist erinnert sich, Bodenburg 2021
Paz, Abel: Anarchist mit Don Quichottes Idealen. Innenansichten aus der Spanischen Revolution. Eine Biographie, (1936-1939), Lich 2008
Paz, Abel: Im Nebel der Niederlage. Vertreibung und Flucht Eine Biographie (1939-1942), Lich 2009
Paz, Abel: Am Fuß der Mauer. Widerstand und Gefängnis. Biographie (1942-1954), Lich 2010
Rocker, Rudolf: Anarchosyndikalismus, o.O., 2010 (deutsche Erstausgabe von Syndikalismus.tk (Hg.))
Rocker, Rudolf: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten, Frankfurt/M. 1974
Rocker, Rudolf: Die Rationalisierung der Wirtschaft und die Arbeiterklasse, Berlin 1927
Souchy, Augustin: Die Gründung der Internationalen Arbeiter-Assoziation, in: I.A.A. 10 Jahre internationaler Klassenkampf. Gedenkschrift zum zehnjährigen Bestehen der Internationalen Arbeiter-Assoziation, Berlin, 1932
Uisk, Ahto: Syndikalismus – Eine Ideenskizze, Berlin 1985
Veith, Martin: Militant! Stefan Gheorghiu und die revolutionäre Arbeiterbewegung Rumäniens, Lich 2015
Veith, Martin: Unbeugsam. Ein Pionier des rumänischen Anarchismus – Panait Muşoiu, Lich 2013
Veith, Martin: Warum IAA? Zu den Entwicklungen in der Internationalen Arbeiter Assoziation seit 1996. Eine zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Entscheidungen, Moers 2010
Wätzold, Tim: Der libertäre Atlantik. Unsere Heimat ist die ganze Welt, Hamburg 2015
https://www.iclcit.org/about
https://www.fau.org/artikel/art_180513-210727
(1) Der Aufsatz speist sich im Wesentlichen aus meinem Buch „Anarcho-Syndikalismus. Einführung in die Theorie und Geschichte einer internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung“, 2017 im Verlag Edition AV erschienen. http://www.edition-av.de/buecher/doehring-anarchosyndikalismus.html
(2) Vgl.: Augustin Souchy: Die Gründung der Internationalen Arbeiter-Assoziation, in: I.A.A. 10 Jahre internationaler Klassenkampf. Gedenkschrift zum zehnjährigen Bestehen der Internationalen Arbeiter-Assoziation, Berlin, 1932 und Rudolf Rocker: Anarchosyndikalismus, S. 82. Dies waren nicht die ersten internationalen Konferenzen des 20. Jahrhunderts: „Schon vor dem Kriege war in London vom 27. September bis zum 20. Oktober 1913 ein internationaler syndikalistischer Kongreß abgehalten worden, der in einer Resolution der internationalen syndikalistischen Bewegung die theoretische und taktische Grundlage gegeben hat. Zur Aufrechterhaltung und Förderung der internationalen Verbindung wurde das nationale Arbeiter-Sekretariat von Holland beauftragt, ein ‚Internationales syndikalistisches Informations-Komitee’ zu errichten. Die Arbeitsmöglichkeiten dieser Einrichtung wurden jedoch durch den bald darauf ausbrechenden Weltkrieg vollkommen unterbunden. Alle Bemühungen, die Verbindungen aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen, blieben ohne Erfolg, da die militärische Zensur den Briefwechsel unmöglich machte.“ Gerhard Aigte: Über die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung...S. 27f.
(3) Gerhard Aigte: Über die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung Frankreichs und Deutschlands in der Kriegs- und Nachkriegszeit, in: „Die Internationale“, Dezember 1930-August 1931, neu abgedruckt in FAU-Bremen, 2005...S. 28/35ff. Bei Gerhard Aigte handelte es sich wahrscheinlich um Gerhard Wartenberg.
(4) IAA: Resolutionen…, S. 14.
(5) Rudolf Rocker: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten, S. 315.
(6) Gerhard Aigte: Über die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 37f.
(7) „Die Internationale“, März 1932, S. 64 f.
(8) Sie gab einen eigenen Pressedienst heraus, vgl.: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 84 f. http://www.syndikalismusforschung.info/presse/pd_syndikalistische_bauarbeiter.htm
(9) Vgl.: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 83 f. http://www.syndikalismusforschung.info/presse/iaa_pressedienst.htm
(10) Vgl.: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 84. http://www.syndikalismusforschung.info/presse/die_internationale_berlin.htm
(11) Vgl.: „Die Internationale“, Nr. 5/Juni 1925, S. 157 und „Die Internationale“, Januar 1929, S. 20 ff.
(12) Vgl.: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 15 ff. http://www.syndikalismusforschung.info/presse/syndikalist.htm
(13) Vgl.: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 20 ff. http://www.syndikalismusforschung.info/presse/die-internationale.htm
(14) Vgl.: „Die Internationale“, Nr. 5/1925, S. 79 f.
(15) Gerhard Aigte: Über die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung…, S. 40-43. Zur internationalen Rationalisierungsproblematik zu dieser Zeit siehe auch Rudolf Rocker: Die Rationalisierung der Wirtschaft und die Arbeiterklasse, Berlin 1927. Zum 2. IAA-Kongreß siehe die Berichte in „Die Internationale“, 1925, diverse Ausgaben.
(16) Vgl.: „Die Internationale“, August 1928, S. 20.
(17) Zur syndikalistischen und anarchistischen Arbeiterbewegung in Süd- und Mittelamerika siehe auch Tim Wätzold: Der libertäre Atlantik. Unsere Heimat ist die ganze Welt, Hamburg 2015.
(18) Siehe Aleksandar Nakoff: Knast, Lager, Verbannung. Ein bulgarischer Anarchist erinnert sich, Bodenburg 2021.
(19) Helge Döhring: Die Rolle des Staates in der gesellschaftlichen Konzeption des Anarcho-Syndikalismus, in: Peter Seyferth: Den Staat zerschlagen! Anarchistische Staatsverständnisse, Baden Baden 2015.
(20) Siehe die Autobiographien von Abel Paz: Anarchist mit Don Quichottes Idealen. Innenansichten aus der Spanischen Revolution. Eine Biographie (1936-1939), Lich 2008; Im Nebel der Niederlage. Vertreibung und Flucht. Eine Biographie (1939-1942), Lich 2009 und Am Fuß der Mauer. Widerstand und Gefängnis. Biographie (1942-1954), Lich 2010. http://www.edition-av.de/buecher/paz_biographie4.html
(21) Zum 4. IAA-Kongreß siehe Sekretariat der IAA: IV. Weltkongreß der Internationalen Arbeiter-Assoziation Madrid vom 16.- 21 Juni 1931, Berlin 1931.
(22) Für Rumänien beispielsweise siehe Martin Veith: Militant! Stefan Gheorghiu und die revolutionäre Arbeiterbewegung Rumäniens, Lich 2015. Ders.: Unbeugsam. Ein Pionier des rumänischen Anarchismus – Panait Muşoiu, Lich 2013.
(23) Die folgenden Textpassagen (inklusive der Fußnoten) sind entnommen aus Helge Döhring: Anarcho-Syndikalismus. Einführung…, S. 44-50.
(24) „Die freie Gesellschaft“, Nr. 22/1951, S. 10.
(25) Vgl.: Abel Paz: Am Fuß der Mauer..., S. 231.
(26) „Die freie Gesellschaft“, Nr. 22/1951, S. 12.
(27) „Der Syndikalist“, Nr. 33/1931.
(28) „Die freie Gesellschaft“, Nr. 22/1951, S. 12.
(29) Vgl.: Abel Paz: Am Fuß der Mauer..., S. 416.
(30) Vgl.: „Die freie Gesellschaft“, Nr. 22/1951, S. 11-15.
(31) Vgl.: „Die freie Gesellschaft“, Nr. 42/1953, S. 11f.
(32) „Die freie Gesellschaft“, Nr. 42/1953, S. 12.
(33) „Die freie Gesellschaft“, Nr. 42/1953, S. 13.
(34) Vgl.: „Die freie Gesellschaft“, Nr. 42/1953, S. 12.
(35) Die freie Gesellschaft, Nr. 42/1953, S. 13.
(36) Vgl.: Martin Veith: Warum IAA? Zu den Entwicklungen in der Internationalen Arbeiter Assoziation seit 1996. Eine zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Entscheidungen, Moers 2010, S. 48 und Ahto Uisk: Syndikalismus – Eine Ideenskizze, Berlin 1985.
(37) Zur FFS siehe Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland 1945-1960. Die Föderation freiheitlicher Sozialisten (FFS), Lich 2015.
(38) Albert de Jong an Rudolf Rocker vom 23. März 1956, in: IISG, Rudolf Rocker Papers, Nr. 127.
(39) Albert de Jong an Rudolf Rocker vom 21. August 1956, in: IISG, Rudolf Rocker Papers, Nr. 127.
(40) Vgl.: Franz Josef Marx/Wolfgang Haug: Bericht zum 6. Kongreß der CNT, in: Schwarzer Faden, Nr. 10/1983.
(41) Vgl.: Martin Veith: Warum IAA?..., S. 9 f.
(42) Ende der Buchpassagen aus „Anarcho-Syndikalismus. Einführung...“, S. 50.
(43) Martin Veith: Warum IAA?..., Vorwort.
(44) Martin Veith: Warum IAA?..., S. 58.
(45) https://www.iclcit.org/about
(46) https://www.fau.org/artikel/art_180513-210727
(47) „Die freie Gesellschaft“, Nr. 42/1953, S. 13.